Chronik
Im Jahre 1800 standen in Betzdorf ungefähr 30 Gebäude (Wohnhäuser und Wirtschaftgebäude). Nachdem Betzdorf 1861 Eisenbahnknotenpunkt zwischen Köln, Gießen und Siegen geworden war, vergrößerte sich der Gebäudebestand bis zum Jahre 1900 um das rund Fünfzehnfache. Jetzt musste man sich auch um die Aufstellung einer freiwilligen Feuerwehr Gedanken machen. Wohl hatte die Gemeinde seit 1882 eine eigene Feuerspritze, die aber von den Handwerkern des Ortes bedient wurde. Hier war der erste Spritzenführer der Schlossermeister Anton Lenz. Auch hatte man 1888 an der Ecke Steinerother-Str. - Tiergartenstraße ein Spritzenhaus mit einem im Volksmund genannten „Kaschöttchen“ gebaut. Aber erst 1901 war es auf Anregung und Drängen des damaligen Bürgermeisters Schuster soweit, dass die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in einer Versammlung am 14.09.1901 erfolgen konnte. 33 Personen waren damals anwesend. Zum Oberführer wählte man Edmund Wertmann. Die Gemeindevertretung bewilligte für die ersten notwendigen Anschaffungen 2.000 Mark. Später traten der Spediteur Christian Gerstenberg als II. Oberführer bei und wurde nach einigen Wochen auf Wunsch des Kameraden Wertmann I. Oberführer.
Die erste Bewährungsprobe kam schneller als erwartet. Bereits am 01.02.1902 wurde die Wehr nachts um 1.00 Uhr nach Alsdorf gerufen. Dort brannte ein Haus lichterloh, eine Rettung war nicht mehr möglich.
Natürlich traten bei einer neu aufgestellten und unzulänglich ausgerüsteten Feuerwehr noch Probleme auf. So war die schnelle Alarmierung der verstreut umherwohnenden Wehrleute ohne die heutigen technischen Möglichkeiten eine besondere Schwierigkeit. Daher war die Einteilung Betzdorfs in Bezirke, in denen jeweils ein Hornist bestimmt wurde, über zwanzig Jahre lang die einfachste Lösung. Dieser wurde bei einem Brand zuerst benachrichtigt um dann in seinem Bezirk Alarm zu blasen. Ab 1911 einigte man sich dahingehend, dass bei Ausbruch eines Brandes der Polizeisergeant Schneider I links der Heller und der Nachtschutzmann Steup rechts der Heller die Hornisten bestellten. Das Problem des Alarms wurde in vielen weiteren Versammlungen besprochen, konnte aber erst 1925 durch die Anbringung einer starken Heulsirene auf dem Rathaus beseitigt werden, die am 07.02.1926 zum ersten Mal ertönte.
Im Jahre 1912 meldeten sich 17 Bürger aus Bruche, die in die Wehr aufgenommen werden wollten. Daraufhin beschloss man, einen zweiten Löschzug aufzustellen, der am 03.07.1912 mit Brandmeister Schepp gebildet wurde.
Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges ahnte wohl niemand, dass hier ein Weltbrand entfacht worden war, den zu verhüten niemand in der Lage war. Eine geruhsame Zeit ging zu Ende! Während des Krieges fanden keine Übungen und Versammlungen mehr statt.
Nach dem Kriege formierten sich die Überlebenden der Wehr neu. Von 35 eingezogenen Kameraden waren neun gefallen bzw. gestorben. Als großes Problem erwies es sich, neue Mitglieder anzuwerben. Offenbar lag dieser Unwillen, der freiwilligen Feuerwehr beizutreten, in der Abneigung gegen alles, was mit Uniformen zu tun hatte, begründet. Nach Ankündigung des damaligen Bürgermeisters Hanstein, eine Pflichtwehr zu gründen, wurden alle befähigten Männer persönlich eingeladen. Daraufhin meldet sich nun doch so viele, dass man zur Neuaufstellung der freiwilligen Feuerwehr schreiten konnte. Ende des Jahres 1919 waren die Löschzüge I und II mit 28 Mann wieder aktionsfähig.
Der erste größere Brand nach dem Krieg brach am Pfingstmontag, dem 21.05.1923, in dem Vierfamilien-Wohnhaus Schupp in Bruche aus. An eine Rettung war hier nicht mehr zu denken, aber das schnelle und tatkräftige Eingreifen der Wehr fand ungeteilten Beifall in der Öffentlichkeit.
Im Jahre 1925 erhielt die Feuerwehr eine neue Unterkunft, eine neues Gerätehaus mit Steigerturm und Übungsplatz in den Rainanlagen.
Die Feuerwehr war stets eine überkonfessionelle und überparteiliche freiwillige Vereinigung, die sich nur nach Ihrem Leitspruch „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ für jeden in Not geratenen Menschen einsetzte. An diesem edlen Grundsatz konnten auch die Machthaber den „Dritten Reiches“ nichts ändern. Eine Verordnung, dass aktive Feuerwehrleute nicht der SA oder SS beizutreten brauchten, brachte der Feuerwehr großen Zustrom. Nie war die Wehr so stark wie damals: über 100 Aktive und über 40 Mann in der Kapelle.
Einschneidende Veränderungen ergaben sich wiederum durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges. Die eingezogenen Feuerwehrleute wurden zum Teil durch dienstverpflichtete Frauen und Mädchen ersetzt. Nach Kriegsende wurde die Wehr sofort wieder neu formiert, war jedoch durch den Krieg in ihrer Mannschaftsstärke außerordentlich geschwächt. Ebenso mangelte es an notwendiger Ausrüstung. Nicht immer konnten sie wirksam bei den in dieser Zeit häufiger auftretenden Waldbränden eingreifen. Als der Mannschaftsbestand der aktiven Wehrmänner, auch aus Desinteresse, immer mehr sank, wurde mit dem damaligen Bürgermeister Hanns Krämer (1956- 1967) über die Aufstellung einer Pflichtfeuerwehr verhandelt. 1964 gelang es jedoch wieder, jüngere Leute für den Dienst in der Wehr zu gewinnen. So entstand allmählich wieder eine mannschaftsstarke verjüngte Feuerwehr.
Anlässlich der feierlichen Proklamation der Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Decize/Loire im Jahre 1966 ergaben sich enge Kontakte mit den „Sapeurs Pompiers de Decize“.
Mit der Eingemeindung des Ortes Dauersberg nach Betzdorf am 08.06.1969 erfolgte auch die Übernahme der dortigen Freiwilligen Feuerwehr.
Im Jahre 1974 gründete man eine Jugendfeuerwehr, die von Brandmeister Heinz Lorenz ausgebildet wurde. Aus diesen Reihen erhält die Wehr jedes Jahr den notwendigen Ersatz, so dass es keine Nachwuchssorgen gibt.
Im Zuge verschiedener Neuanschaffungen, die notwendig waren, um eine einsatzfähige und gut ausgerüstete Feuerwehr zu unterhalten, ergaben sich mit der Zeit Unterkunftsprobleme. Das Feuerwehrhaus im Rainchen war für die großen Fahrzeuge zu klein geworden. Man musste sich daher Gedanken um ein neues Feuerwehrhaus machen. Die Einweihung und Übergabe des neuen großen Hauses in der Friedrichstraße erfolgte am 04.09.1976 aus Anlass des 75-jährigen Bestehens der Feuerwehr Betzdorf.
Im Zuge der immer schneller werdenden Technisierung und Modernisierung der Industrie und des Gewerbes sowie durch den stetig zunehmenden Straßenverkehr und Transport von Gefahrstoffen kamen immer wieder neue Aufgaben auf die Feuerwehr zu. So wurde 1960 einer der ersten Gerätewagen zur Bekämpfung von Ölunfällen usw. in Rheinland Pfalz bei der Feuerwehr Betzdorf stationiert. Das geographische Einsatzgebiet streckte sich weit über die Grenzen des Landkreises Altenkirchen hinaus. Ebenso wurde 1973 die Rettungsschere zur Komplettierung des Unfallhilfswagens angeschafft. Die Indienststellung der DLK 23/12 (Drehleiter mit Korb) im Jahre 1975 sorgte bei der Bevölkerung und auch bei den Feuerwehren für Aufsehen. Nach dem Bezug des neuen Feuerwehrhauses 1976 ging es mit den notwendigen Beschaffungsmaßnahmen für den Aufbau einer Stützpunktwehr zügig weiter.
1977 wurde ein RW 2 (Rüstwagen) für die Hilfeleistung bei großen technischen Schadensereignissen beschafft.
1981 konnte durch den Erwerb eines Großtanklöschfahrzeuges (TLF 24/50) die Schlagkraft bei der Brandbekämpfung erheblich gesteigert werden.
1983 löste die Ersatzbeschaffung des LF 8 (Unimog) den im Jahre 1956 gebauten Vorgänger ab. Der alte LF 8 ist bis heute immer noch im Einsatz und wird von den Feuerwehrkameraden gehegt und gepflegt. Er steht hauptsächlich der Jugendfeuerwehr zur Verfügung.
Ebenfalls wurde 1987 ein ELW 1 (Einsatzleitwagen) in Eigenleistung aufgebaut.
1988 beschaffte die Verbandsgemeinde einen VRW (Vorausrüstwagen) auf Mercedes G 280-Fahrgestell, der den 28 Jahre alten UHW (Unfallhilfswagen) ersetzte.
Mit dem 1993 beschafften TLF 16/25 (Tanklöschfahrzeug mit eingebauter Hochdruckeinrichtung) wurde ein großer Schritt in zukunftsweisende Löschverfahren (großer Löscherfolg mit wenig Wasser) beschritten.
Der 1996 in Dienst gestellte GW-G1 (Gerätewagen Gefahrgut) wird auch überörtlich im Gefahrstoffzug des Landkreises Altenkirchen eingesetzt.
2001 wurde ein MZF (Mehrzweckfahrzeug) angeschafft. Es übernimmt die Aufgaben des 35 Jahre alten SW 1000 (Schlauchwagen).
Die 2006 neu angeschaffte Drehleiter DLK 23/12 löste die alte Drehleiter nach 31 Jahren von ihrem Dienst ab.
Im Jahr 2012 wird der RW 2 durch einen neuen RW auf MAN von Rosenbauer ersetzt.
Für 2013 ist ein Ersatz des TLF 24/50 durch einen TLF 4000 vorgesehen.
Die Feuerwehr Betzdorf hat heute eine Mannschaftsstärke von 51 Leuten. Davon sind 46 aktive Feuerwehrkameraden und 5 Feuerwehrkameradinnen.
20 Jugendfeuerwehrkameraden/innen
12 Alterskameraden
Im Durchschnitt rückt die Feuerwehr Betzdorf jährlich zu ca. 80 Einsätzen aus.
Davon fallen ca. 70 % auf Brandeinsätze und 30 % auf technische Hilfeleistung.
Neben 25 Übungs- und Schulungsveranstaltungen werden ca. 850 Mannstunden für den vorbeugenden Brandschutz und für Brandsicherheitswachen sowie für Brandverhütungsschau aufgewendet.
Für den technischen Dienst (Wartung und Instandsetzung der Fahrzeuge und Geräte) werden jährlich ca. 1.500 Mannstunden geleistet.
Diese Vielzahl von Aufgaben kann nur durch hochqualifizierte und engagierte ehrenamtlich tätige Freiwillige Feuerwehrleute bewältigt werden. Aber auch die Bereitschaft der verantwortlichen Verwaltungen, moderne Ausrüstungen (Fahrzeuge und Gerät) vorzuhalten, tragen im Wesentlichen zum Gelingen unserer Aufgaben bei.
1977 wurde Dieter Schmidt zum Wehrführer gewählt und leitete die Feuerwehr Betzdorf bis 1990.
Von 1990 – 1994 übernahm Klaus Hollmann die Führung der Betzdorfer Feuerwehr.
1994 wurde das Amt des Wehrführers an Thomas Blickheuser übertragen.
Im Jahr 2012 wurde Oliver Pfeifer Wehrführer der Feuerwehr Betzdorf.
Seit 2017 ist Josef Kipping Wehrführer der Feuerwehr Betzdorf.